VW startet Angriff auf den Massenmarkt für E-Autos

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Dirk Harbecke, Chairman von Rock Tech Lithium, erläutert Hintergründe zum Lithiummarkt

Kein anderer Volumen-Hersteller von Pkw lenkt so entschlossen in Richtung Elektromobilität wie der Volkswagen-Konzern. Allein die Umrüstung des Werks in Zwickau hat zwei Milliarden Euro gekostet. Dort laufen mittlerweile nur noch E-Autos vom Band. Jetzt ist das Werk in Emden an der Reihe. Bis zum Jahr 2024 will VW insgesamt 33 Milliarden Euro in die Elektromobilität investieren. Neben den Kosten für den Umbau von bereits bestehenden Werken und den Aufbau einer eigenen Produktion von Batterie-Zellen fließen beträchtliche Mittel in die Forschung und Entwicklung.

Der ID.3 ist der erste Pkw von VW der ausschließlich als Elektro-Auto entwickelt wurde. Die Produktion des Kompaktwagens der Golf-Klasse läuft schon länger, die ersten Auslieferungen hatten jedoch erst im September begonnen. Vor allem Probleme mit der Software sorgten für Verzögerungen. Doch die sind mittlerweile offenbar gelöst. Anfangs baute VW unfertige Fahrzeuge, die Software sollte dann später aufgespielt werden. Die Wagen wurden beim Werk Emden und bei einem nahegelegenen Regionalflughafen zwischengeparkt. Auswertungen von Drohnenaufnahmen durch den Broker Mainfirst zeigen, dass die Parkplätze mittlerweile geräumt sind.

Insgesamt scheint der Start des ID.3 gelungen. Die 30.000 Modelle der First Edition, die Kunden vorbestellen konnten, waren schnell ausverkauft. Insgesamt peilt VW noch in diesem Jahr in Europa die Auslieferung von insgesamt 75.000 ID.3 an. Zum Vergleich: Tesla kam im dritten Quartal auf rund 139.000 Fahrzeuge. Die Ziele für die kommenden Jahre sind hoch: Schon in 2021 soll sich der Anteil der vollelektrischen Autos bei VW auf 6% bis 8% mehr als verdoppeln – das wären 745.000 batterie-betriebene VW. Damit könnte Tesla überholt werden.

Das erste Weltauto von VW

Als nächstes kommt die Bewährungsprobe für den ID.4. Dabei handelt es sich um einen elektrischen Kompakt-SUV. Das Fahrzeug baut VW zusammen mit seinen Partnern SAIC und FAW in China. Die Produktion hat bereits begonnen. Bei dem ID.4 handelt es sich um ein sogenanntes Weltauto, das weitgehend zeitgleich auf den Märkten in China, Europa und Amerika eingeführt werden soll. In diesem Jahr sollen dann noch eine batterieelektrische Limousine und ein Riesen-SUV folgen, bevor 2022 der elektrische Bulli-Nachfolger ID.Buzz auf den Markt kommt. Schließlich ist für 2023 noch die Einführung des ID.2 geplant, ein elektrisch angetriebener Kleinwagen, der ohne Subventionen nicht mehr als 20.000 Euro (rund 24.000 Dollar) kosten soll. Insgesamt wollen die Deutschen in den kommenden Jahren bis zu 70 unterschiedliche Modelle mit Elektroantrieb ins Angebot aufnehmen

Weltmarktführerschaft im Visier

Renommierte Auto-Experten wie Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center for Automotive Research halten es für möglich, dass VW bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen bereits dieses oder spätestens nächstes Jahr in Europa die Marktführerschaft übernimmt. Das sollte jedoch erst der Anfang sein. Allein vom ID.4 will VW ab 2025 insgesamt 500.000 Stück pro Jahr produzieren. Insgesamt sollen dann weltweit jährlich 15 Millionen Elektro-Autos produziert und verkauft werden. Dann wäre auch die Weltmarktführerschaft in Sicht.

Der Angriff von VW auf den Massen-Markt für E-Autos hat gravierende Auswirkungen auf die Zulieferer, auch weil andere Volumenhersteller wie Renault nachziehen. In einem ersten Schritt steigt dramatisch die Nachfrage nach Batteriezellen. Dass deren Produktion durchaus komplex ist, zeigen die aktuellen Probleme von Ford. Dessen Hybrid-SUV Kuga kann derzeit nicht die Antriebs-Batterie benutzen, da hier Brandgefahr besteht. Auch vor diesem Hintergrund war es eine logische Entscheidung der VW-Vorstände, selbst in die Zellen-Produktion einzusteigen und die Herstellung des Herzstücks von E-Autos nicht allein südkoreanischen und chinesischen Zulieferern zu überlassen.

Blaupause Tesla

Die Amerikaner haben von Anfang an alle wichtigen Komponenten selbst gefertigt: Das gilt sowohl für die Batterien als auch für die Hard- und Software. Jetzt geht Tesla noch einen Schritt weiter und hat angekündigt, in die Lithium-Förderung einzusteigen. Bislang hat das Unternehmen bei Elektro-Autos immer als Pacemaker für die großen etablierten Hersteller agiert. Erst haben diese lange gezögert Elektro-Autos zu entwickeln, dann wollte sie die Batteriezellen nicht selbst produzieren, sondern zukaufen. In beiden Punkten sind sie dann aber schließlich Tesla gefolgt. Da stellt sich die Frage, wann VW und Co. sich die ganze Wertschöpfungskette sichern und auch selbst die Lithium-Gewinnung übernehmen.

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